6. Fazit


In meiner Schlußbetrachtung möchte ich mich kurz mit der Frage beschäftigen, was die (damals) modernen Medien für Historiker interessant macht. Die modernen Medien, die in zunehmendem Maß Einfluß auf die Entwicklung des 20. Jahrhunderts gewonnen haben, werden bisher von Historikern im Allgemeinen vernachlässigt. Die Organisationsgeschichte der Medien wird fast nur von spezialisierten "Medienhistorikern" bzw. Publizistikwissenschaftlern erforscht, wobei m.E. die politischen und gesamtgesellschaftlichen Zusammenhänge nicht ausreichend gewürdigt werden. Hier sehe ich die Zunft der Historiker gefordert, sich mit dem gesammelten Wissen über die jeweilige Epoche einzumischen.

Insbesondere die Kapitel über die Entwicklung des Rundfunks sollten deutlich gemacht haben, wie groß die Wechselbeziehungen zwischen Politik und Medien waren. Die Kapitel über die Entwicklung der Film-Wochenschauen sollten verdeutlicht haben, wie entscheidend wirtschaftliche Potenz an der Entwicklung beteiligt war. Daß im Medienbereich wirtschaftliche Interessen eng mit politischen Interessen verbunden sind, dürfte, sobald etwa der Hugenberg-Konzern, die IG-Farben oder die Deutsche Bank, um nur einige zu nennen, beteiligt sind, unbestritten sein. Die behandelten Medien waren also mit der "harten Realität" stets eng verbunden.

Ähnlich interessant, wenn auch komplizierter und oft nicht so spektakulär wie die Untersuchung von Funktion und Wirkung der Propaganda im Dritten Reich wären Untersuchungen über Funktion und Wirkung der (modernen) Medien während der Weimarer Republik. Dabei würden sich dem Historiker auch neue "Quellenschätze" öffnen, was, wenn man die Archivsituation betrachtet, v.a. für die Endzeit der Weimarer Republik und den Übergang zum Dritten Reich interessant wäre.

Ebenso gefordert wären Historiker m.E. bei der kritischen Begleitung der heutigen medialen Geschichtsvermittlung, die für die bestehende Gesellschaft von großer Wichtigkeit ist. Neben der Überprüfung der Fakten wäre eine Überprüfung der Art der Themenvermittlung (also auch mit medienwissenschaftlichen Ansätzen) durch oder zusammen mit Historikern wünschenswert. Aber das wäre ein anderes Thema und, vielleicht, eine andere Arbeit.




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