Zur Zeit werden unter Stichworten wie "revolutionäre Herausforderung",
"Cybersociety"(1) etc.
viele Diskussionen über die Zukunft einer computertechnisch vernetzten
Gesellschaft geführt. Der Aspekt der politischen Kommunikation bzw. Massenkommunikation
wird dabei jedoch kaum berücksichtigt und findet sich am ehesten noch in
der ziemlich allgemein gehaltenen "Multimedia-Diskussion", wird hier
jedoch weitestgehend auf eine technische Darstellung reduziert.
Heute absehbare Innovationen im Medienbereich hängen v.a. mit der Vereinheitlichung
des Trägermediums (Digitalisierung), den sich daraus ergebenden Kombinationsmöglichkeiten
(Multimedia) und dem Aufbau einer neuen Distributionsstruktur (Netze zur Datenübertragung)
zusammen. "Es ist davon auszugehen, daß mit den Innovationen im
Medienbereich grundlegende Veränderungen der gesellschaftlichen Kommunikationsbedingungen
verbunden sind. Wenn sich das Mediensystem - in diesem Fall durch Expansions-
und Differenzierungsprozesse im elektronischen Mediensektor - verändert,
so hat dies Auswirkungen auf die gesamtgesellschaftlichen Kommunikationsbedingungen."(2)
Während das Fernsehen mit seiner großen technischen Reichweite und
beschränkten Multimediafähigkeit, über die immer wieder versucht
wird, Interaktionsmöglichkeiten einzubinden, m.E. das Massenmedium der
Gegenwart darstellt, wird das heutige Internet i.A. zumindest als Prototyp eines
zukünftigen "multimedialen, interaktiven" Datennetzes angesehen.
Da Veränderungen im Bereich der elektronischen Medien v.a. durch mögliche
Verschiebungen der Bedeutung dieser beiden Medien gesehen werden, soll in dieser
Arbeit neben dem Internet auch das Fernsehen eine gewichtige Rolle spielen.
Momentane und absehbare Entwicklungen sollen dabei vor dem Hintergrund der Entwicklungsgeschichte
der beiden Medien und ihres jetzigen Zustands betrachtet werden. Dem Thema der
Arbeit entsprechend soll nach einem einführenden theoretischen Teil, der
sich mit den Funktionen von Massenkommunikation bzw. Massenmedien in einer liberalen,
westlichen Demokratie beschäftigt, auf die Besonderheiten der beiden Medien,
die Vermittlung von politischen Informationen und die durch das Medium zur Verfügung
stehenden Möglichkeiten der direkten Partizipation - hier in Form der Interaktion
- eingegangen werden. Die unterschiedlichen Einflußgrößen und
Etablierungszeiträume, die bei der Betrachtung der beiden Medien eine unterschiedliche
Herangehensweise notwendig machen - eine strukturelle Betrachtungsweise beim
Fernsehen, das wesentlich durch seine etablierte, institutionelle und organisatorische
Form bestimmt ist und eine eher exemplarische beim Internet, das sich noch in
der Etablierungsphase befindet und als offenes System noch (?) wesentlich weniger
von institutionellen Strukturen abhängig ist - lassen eine Gliederung,
die sich primär an den Medien orientiert, sinnvoll erscheinen.
Um sich einer Antwort auf die im Titel der Arbeit genannte Frage anzunähern, sind folgende übergeordnete Fragestellungen im Kontext dieser Arbeit von besonderem Interesse:
Als Abschluß soll schließlich die Frage gestellt werden, ob computervermittelte Kommunikation eine (ergänzende) demokratische Infrastruktur bilden kann und welche Forderungen bzw. Voraussetzungen, hierzu zu erfüllen sind.
Themen wie Internet, Multimedia u.ä. sind zu einer Modeerscheinung geworden. Während vor einem Jahr noch kaum Literatur in Buchform erhältlich war, wird der Markt in jüngster Zeit geradezu überschwemmt und die Literaturlage somit zunehmend unübersichtlicher. Dabei konnte es wohl nicht ausbleiben, daß viele der Titel von nicht allzu sachverständigen Menschen geschrieben wurden und lediglich eine Sammlung populärer Vorurteile, verkürzter Darstellungen oder technischer Träumereien beinhalten. Als Quelle für die Beschreibung neuester Entwicklungen können oftmals nur Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel oder Artikel aus verschiedenen Bereichen des Internet dienen.(3)
Aufgrund der rasanten Entwicklung dieses Mediensektors sollen die jüngsten Veränderungen, die nicht mehr in die Arbeit selbst Eingang finden konnten, in einem Kapitel am Ende der Arbeit ganz kurz dargestellt und bewertet werden.
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